DGfM: Pilz des Jahres 2024: Schopf-Tintling

Die Deutsche Gesellschaft für Mykologie hat den Schopf-Tintling zum „Pilz des Jahres 2024“ gekürt.

https://www.dgfm-ev.de/pilz-des-jahres/2024-schopf-tintling

Albin SchmalfußFührer für Pilzfreunde : die am häufigsten vorkommenden essbaren, verdächtigen und giftigen Pilze / von Edmund Michael ; mit 68 Pilzgruppen, nach der Natur von A. Schmalfuss [1] https://dx.doi.org/10.5962/bhl.title.3898

Schopf-Tintling, Spargelpilz
Coprinus comatus (O.F. Müll.) Pers. 1797

Der leicht kenntliche Schopf-Tintling ist jung ein ausgezeichneter Speisepilz. Sein weißer, walzenförmiger Hut ist mit abstehenden Schuppen besetzt. Die ähnlichen, häufigen Specht- und Faltentintlinge haben jung kein rein weißes Hutfleisch. Seltenere Doppelgänger wachsen auf Dung oder Mist, oder riechen nach Maggi. Hut und Lamellen des Schopf-Tintlings verfärben sich bald rosa, dann schwarz und tropfen als dunkle Masse herab.

Der Schopf-Tintling (Coprinus comatus) ist der einzige Speisepilz seiner Gattung. Er schmeckt und riecht mild. Die langen Stiele lassen sich leicht vom Hut lösen und ähneln weißem Spargel – daher sein Name „Spargelpilz“. In der Literatur heißt es mehrfach, dass sogar sein feines Aroma an weißen Spargel erinnert.
 

Lecker und gesund

Doch der Schopf-Tintling ist nicht nur lecker, sondern auch gesund. Vor allem in der fernöstlichen Heilkunde wird er für seine Wirkung geschätzt: Er fördert die Verdauung, reguliert den Blutzuckerspiegel, stabilisiert das Immunsystem und hemmt das Wachstum von Tumoren. Leider verdirbt er leicht. Deshalb wird er weder in Märkten angeboten noch als Speisepilz kultiviert. Nur frische und weiße Exemplare sind zum Verzehr geeignet. Sobald sie sich rosa verfärben, sollten sie nicht mehr gegessen werden.
 

Tinte aus Pilzen

Dafür lässt sich aus den zerfließen-den Hüten Tinte gewinnen. Damit wurde bereits vor über 300 Jahren geschrieben – die Texte sind immer noch erhalten. Im Mikroskop sind die winzigen dunklen Sporen sichtbar. So können Forschende ermitteln, aus welchen Arten die Tinte bestand.
 

Starkzehrer mit Giftfallen

Während die Bestände der meisten Pilzarten durch die hohen Nährstoffeinträge der konventionellen Landwirtschaft abnehmen, besiedelt der sehr häufige Schopf-Tintling auch stickstoffreiche Orte wie Fettwiesen, Parkanlagen und Wegränder. Er kann von Mai bis in den November hinein gefunden werden.

Spannend: Der Pilz ernährt sich von toten Pflanzen und winzigen Faden-würmern im Boden. Dazu bildet das Pilzgeflecht Fangorgane aus. Berühren die Nematoden diese, lähmt sie ein Gift. Die Pilzfäden wachsen dann in die Beute hinein und verdauen sie mit Hilfe von Enzymen binnen Tagen.

Dokumente

DGfM: Pilz des Jahres 2023: Sumpf-Haubenpilz

Die Deutsche Gesellschaft für Mykologie hat den Sumpf-Haubenpilz zum „Pilz des Jahres 2023“ ernannt.

https://www.dgfm-ev.de/presse/pilz-des-jahres-2023-sumpf-haubenpilz

Bild: Henk Monster, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Mitrula_paludosa_(GB%3D_Swamp-or_Bog_Beacon,_D%3D_Sumpfhaubenpilz,_NL%3D_Beekmijtertje)very_tiny_mushroom_in_the_Black_Forest_on_a_very_swampy_spot_with_lots_of_moss_vegetation_near_Todtmoos-_panoramio.jpg

Anders als bekannte Hutpilze erinnern die glasig-weiß gestielten Fruchtkörper mit ihren gelben bis orangen Köpfchen an Streichhölzer. Der Pilz besiedelt naturnahe, sumpfige und nährstoffarme Gewässer auf sauren Böden. Dort zersetzt er Pflanzenreste wie zum Beispiel Laub, Nadeln und Fichtenzapfen. Der Sumpf-Haubenpilz kommt zwar in ganz Europa vor, ist jedoch auf Lebensräume in naturnahen Wäldern mit sauberem Wasser angewiesen.

Merkmale im Überblick

Die hübschen Fruchtkörper erscheinen schon im zeitigen Frühjahr und können in Bergregionen bis in den Sommer hinein gefunden wurden. Die glasig-weißen Stiele sind 2–4 cm lang und 2–3 mm dick. Sie heben den zitronengelben bis satt orangenen und 3–6 mm lange Kopfteil aus dem Wasser. In diesen Köpfchen entwickelt der Sumpf-Haubenpilz seine Sporen, um sich zu vermehren. Mit bloßem Auge sind die winzigen Sporen nicht zu erkennen. Sie entstehen in Schläuchen und werden bei Reife regelrecht herausgeschossen. Über Luft und Wasser gelangen sie dann in geeignete, neue Lebensräume. Naturbegeisterte können die kleinen Fruchtkörper dennoch leicht entdecken, weil sie oft zu Dutzenden auf kleiner Fläche stehen.

Gefährdung der Lebensräume

In Deutschland liegen die Hauptverbreitungsgebiete des Sumpfhaubenpilzes in den sauren Mittelgebirgen wie Bayerischer Wald, Harz, Thüringer Wald und Schwarzwald. Flächendeckende Forstschäden durch Hitze, Trockenheit und Borkenkäfer mit anschließender forstlicher Beräumung wie aktuell im Harz bedingen auch riesige Lebensraumverluste von Organismen wie dem Sumpf-Haubenpilz, die auf weitgehend ungestörte, sumpfige Waldstellen angewiesen sind. Die forstlichen Fehler der Vergangenheit werden mit massivem, maschinellem Einsatz bekämpft, um wirtschaftliche Interessen zu wahren – das Gegenteil von naturverträglich und ökologisch nachhaltig.

Walddynamik als Ausweg

Der günstigste und beste Weg wäre das Zulassen von Walddynamik: Abgestorbene Bäume verbleiben als Schattenspender und Feuchtigkeitsreservoir, sodass auf den Flächen ein gesunder Wald aus Naturverjüngung entstehen kann. Die Ergebnisse sind beispielsweise heute schon in den ehemaligen Fichtenforsten des Nationalparks Bayerischer Wald zu sehen. Dort wächst ein stabiler, standortgerechter Bergmischwald auf, der in wenigen Jahrzehnten wieder Lebensräume für den Sumpf-Haubenpilz und viele weitere Arten bietet.

DGfM: Pilz des Jahres 2022 – Fliegenpilz

Die Deutsche Gesellschaft für Mykologie hat den Fliegenpilz zum „Pilz des Jahres 2022“ gekürt.

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Zeigerart für naturnahe Gärten und Parks

Der Fliegenpilz lebt mit vielen Baumarten zusammen und ist daher weit verbreitet. Darüber hinaus kann er sich auch in vom Menschen geprägten Forsten, Parkanlagen und Gärten relativ schnell wieder ansiedeln. Doch wo die gärtnerische Pflege mit Dünger, Fertigrasen und Mähroboter überhand nimmt, fällt es dem Fliegenpilz schwer zu überleben. Er gilt deshalb als gute Zeigerart für naturnahe Gärten und Parkanlagen.

Giftpilz und Verwechslung

Der Fliegenpilz ist zwar mit dem Grünen Knollenblätterpilz verwandt, aber längst nicht so giftig. Trotzdem warnt die DGfM vor dem Verzehr und rät insbesondere von Selbstversuchen als Rauschmittel ab. Die Fruchtkörper enthalten Giftstoffe in schwankender Konzentration, weshalb sie von Pilzsachverständigen und Pilzberatern bei Korbkontrollen aussortiert werden.

Ähnliche Arten gibt es kaum. Allenfalls der in Südeuropa als Speisepilz geschätzte, aber bei uns sehr seltene Kaiserling hat ähnliche Hutfarben. Ihm fehlen aber die weißen Tupfen auf dem Hut. Außerdem ist sein Stielfleisch gelb gefärbt, das des Fliegenpilzes hingegen weiß.

Königsfliegenpilz (Amanita regalis)

Pilze richtig Sammeln

Die Frage der Fragen: „Abschneiden oder Herausdrehen?“

Grundsätzlich nimmt das Pilzmyzel im Boden durch das Sammeln der oberirdischen Fruchtkörper keinen Schaden. Dabei ist es egal, ob die Pilze abgeschnitten oder herausgedreht werden. Es empfiehlt sich aber, Pilze komplett dem Boden zu entnehmen (durch vorsichtiges Herausdrehen), da sich an der Stielbasis oft wichtige Merkmale befinden, die sonst im Wald verbleiben, wie zum Beispiel die Scheide des Grünen Knollenblätterpilzes (Amanita phalloides).

Nur bekannte Pilze sammeln

Sammeln Sie nur Pilzarten, die Sie sicher kennen.

Von unbekannten Pilzen können Sie einige Exemplare in möglichst unterschiedlichen Entwicklungsstadien mitnehmen und zu Hause in Ruhe bestimmen oder bei einer Pilzberatung vorzulegen. Bewahren Sie unbekannte Pilze getrennt von den Speisepilzen auf, da selbst kleine Teile eines tödlich giftigen Pilzes den ganzen Korb verderben können.

Nur frische Pilze mitnehmen

Sammeln Sie nur gesunde, frische Pilze und lassen sie überalterte und zu große Exemplare stehen. Diese sind kein Genuss mehr und können durch bereits beginnende Zersetzung sogar zu einer Lebensmittelvergiftung führen. Dennoch sind sie eine wertvolle Sporenquelle für die nächste Generation. Nehmen Sie hinsichtlich der Qualität nur die Pilze mit, die Sie auch auf dem Markt kaufen würden.

Dieser Steinpilz (Boletus edulis) ist schon etwas zu alt.

Sammelbeschränkungen beachten

Pilze nehmen im Ökosystem Wald sehr vielfältige ökologische Rollen wahr.

Auch für Pilze gelten Naturschutzregeln: Viele Speisepilze wie Steinpilze, Rotkappen und Pfifferlinge stehen unter Naturschutz und dürfen nur in kleinen Mengen für den Eigenbedarf gesammelt werden. Richtgröße sind ca. 1–2 kg pro Sammler und Tag. Einige Arten sind auch total geschützt, wie z.B. der Kaiserling (Amanita caesarea).

Pilze richtig transportieren

Sammeln Sie die Pilze in einen Korb, damit die Pilze luftig liegen können. Völlig ungeeignet sind Plastiktüten, da die Pilze darin „schwitzen“ und sehr leicht in Zersetzung übergehen.

Sonstiges

Bitte beachten Sie auch folgende Regeln:

  • Parken Sie Ihre Autos an den dafür vorgesehenen Parkplätzen. Straßenränder und Einfahrten von Waldwegen gehören nicht dazu.
  • Sollten Sie einen Hund mitführen, nehmen Sie ihn an die Leine. Dies ist aus Rücksicht gegenüber anderen Waldbesuchern und dem Wild geboten.
  • Bewegen Sie sich im Wald rücksichtsvoll, betreten Sie keine Schonungen und frisch gepflanzte Bereiche. Meiden Sie Waldstücke, in denen offensichtlich Forstarbeiten stattfinden.
  • Im Wald nicht rauchen und lärmen, Tiere nicht beunruhigen oder einfangen, Vogelnester und Ameisenhaufen in Ruhe lassen, Pflanzen und Bäume nicht beschädigen und jagdliche sowie forstliche Einrichtungen respektieren und nicht betreten.
  • Bitte lassen Sie keinen Müll oder Abfall im Wald zurück und nehmen Sie alles, was Sie mitgebracht haben, auch wieder mit nach Hause. Sollten Sie Abfall im Wald sehen, vollbringen Sie eine gute Tat und nehmen sie diesen mit, um ihn im nächsten Mülleimer zu entsorgen.